US-Startup Canoo will mit futuristischen E-Lieferwagen und E-Vans ab 30.000 Euro überzeugen — produziert wird in den Niederlanden (2024)

US-Startup Canoo will mit futuristischen E-Lieferwagen und E-Vans ab 30.000 Euro überzeugen — produziert wird in den Niederlanden (1)

Canoo

  • Das kalifornische Startup Canoo wollte sein „Lifestyle Vehicle“ eigentlich noch dieses Jahr auf den Markt bringen. Jetzt wurde der Start jedoch auf Ende 2022 verschoben.
  • Anstatt von Anfang an eine eigene Fertigung aufzubauen, lassen die Amerikaner ihren Van zumindest in den ersten Jahren von dem niederländischen Unternehmen VDL NedCar in Europa produzieren.
  • Canoo hat mit seinen drei Modellen vor allem Gewerbekunden im Blick. Im Vergleich zu herkömmlichen Vans und Lieferwagen sollen die Elektro-Fahrzeuge geräumiger und wendiger sein. Dank der einheitlichen Plattform sind sie zudem günstig.
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In den letzten Jahren ist so manches Elektroauto-Startup so schnell von der Bildfläche verschwunden, wie es aufgetaucht war. Und das, ohne auch nur ein einziges Fahrzeug an die geduldigen Vorbesteller ausgeliefert zu haben. Auch bei Canoo, dem erst 2017 gegründeten Autobauer aus dem kalifornischen Torrance, hatten einige Experten Zweifel daran, ob es die Fahrzeuge jemals in die Serienproduktion schaffen werden.

Und dies lag nicht nur daran, dass in der Führungsetage lange ein reges Kommen und Gehen herrschte. Die Comic-hafte Optik der drei präsentierten Modelle wirkte offenbar zu ungewohnt und nicht aerodynamisch genug, um ihnen wirklich große Serienchancen auszurechnen.

Canoo geht in Sachen Design eigene Wege

Die Designer hatten beim Streben nach einer möglichst guten Platzausnutzung alle Konventionen über Bord geworfen und knubbelige Raumwunder geschaffen, die komplett ohne Fronthaube und mit sehr kurzen Überhängen auskommen. Laut Canoo spielt Aerodynamik bei seinen Modellen ohnehin eine eher untergeordnete Rolle, da die Nutzfahrzeuge großteils in innerstädtischen Bereichen unterwegs sein werden. Der cW-Wert von 0,33 lässt das Lifestyle Vehicle in seiner Klasse trotzdem ziemlich gut dastehen.

Hinzu kommt, dass die Kalifornier, wie viele ihrer Startup-Kollegen, ihren eigenen Zeitplan nicht einhalten konnten. Eigentlich hätte ihr eben genannter und vielseitig nutzbarer Erstling schon dieses Jahr auf den Markt kommen sollen, während das Schwestermodell „Pick-up Truck“, sowie der kantige Lieferwagen „MPDV“ (Multi Purpose Delivery Van) für 2022 eingeplant waren. Die Auslieferung aller drei Baureihen wird sich jedoch um über ein Jahr verzögern.

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Das Lifestyle Vehicle steht vor der Serienreife

Business Insider hatte im Rahmen der IAA Mobility die Gelegenheit mit Christian Treiber, Canoos Senior Vice President of Global Customer Journey and Aftersales, zu sprechen. Der Deutsche hatte zuvor mehrere hochrangige Positionen bei Daimler inne, bevor er im vergangenen Mai nach 28 Jahren bei den Stuttgartern zu der jungen amerikanischen Marke stieß. Treiber ist mit der Entwicklung seines neuen Arbeitgebers offenbar zufrieden.

Während so manch anderes E-Auto-Startup keinen einzigen fahrbaren Versuchsträger auf die Straße gebracht hat, wurden bei Canoo in der Beta-Phase der Tests bereits 30 Prototypen genutzt. Diese haben nach Aussage des Unternehmens nicht nur fast eine Million Testkilometer abgespult, sondern wurden auch für diverse Crashtests geopfert. In den nächsten Monaten sollen weitere 130 Vorserienfahrzeuge entstehen, die unter verschiedenen klimatischen Bedingungen weitere 1,2 Millionen Testkilometer fahren sollen.

Auch wenn es keine sichtbare Knautschzone gibt und die Fahrer sehr weit vorne sitzen, sollen die Canoo-Modelle sehr sicher sein. Dies liege zum einen daran, dass die Batterie fest in die Karosserie integriert ist. Vorne und hinten gibt es zudem sogenannte „Crush Cans“ aus Aluminium, die sich bei einer Kollision verformen und so die Wucht des Aufpralls abschwächen.

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Bis Ende 2023 werden alle Canoo in Holland produziert

Wenn alles planmäßig läuft, sollen die ersten tausend Serienexemplare des Lifestyle Vehicles im vierten Quartal nächsten Jahres vom Band laufen. 2023 sollen es dann über 15.000 sein. Obwohl die Autos anfangs alle für US-Kunden bestimmt sind, werden sie in Europa gebaut. Canoo hat sich für die Produktion des Vans nämlich mit dem Auftragsfertiger VDL Nedcar zusammengetan. Dies spare nicht nur Kosten, sondern dürfte schon bei den frühen Exemplaren eine angemessene Qualität sichern.

Das niederländische Unternehmen genießt einen guten Ruf und fertigt unter anderem im Auftrag von BMW den X1, sowie Modelle der Tochtermarke Mini. Qualitative Totalausfälle wie bei den frühen Tesla Model 3, unter denen das Image von Elon Musks Autobauer noch heute leidet, sollen ausgeschlossen werden. Mit der Eröffnung der eigenen Fabrik im US-Bundesstaat Oklahoma rechnet Canoo frühestens Ende 2023. Für den europäischen Markt wurde die Zulassung des Lifestyle Vehicle bisher noch nicht beantragt. Laut Christian Treiber liegt dies daran, dass sich die Regularien 2023, beziehungsweise 2024 ändern werden. Deshalb möchte der Autobauer erstmal abwarten.

Die Universal-Plattform hält die Preise niedrig

Das Startup hat laut Christian Treiber vor allem gewerbliche Kunden im Blick. Als potenzielle Kunden sieht er sowohl kleine Handwerksbetriebe, als auch größere Versandhändler. Eine elementare Sache soll im Wettbewerb mit den etablierten Nutzfahrzeug-Herstellern, als auch neuen Startups der entscheidende Vorteil sein: die moderne Elektroplattform. Da sie unter allen drei Modellen steckt, können diese vergleichsweise günstig angeboten werden.

Die US-Preise für das erste Modell wurden von dem Unternehmen bereits kommuniziert. Je nach Version soll das 4,42 Meter lange Lifestyle Vehicle zwischen 34.750 und 49.990 Dollar kosten. Umgerechnet wird es also bei rund 29.400 Euro losgehen. „Durch die Einheitsplattform spart man pro Modell etwa 50 Prozent der Entwicklungszeit und damit natürlich auch Kosten“, fasst Christian Treiber die finanziellen Vorteile der Strategie zusammen.

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400 Kilometer Reichweite sind angestrebt

Aber auch technisch hat das Fahrgestell einiges auf dem Kasten. Es ermöglicht zum Beispiel bidirektionales Laden, was vor allem für Handwerker interessant sein dürfte. Die Canoos können so nämlich auch externe Elektro-Geräte, wie beispielsweise Sägen oder Bohrer mit Strom versorgen. Zudem schafft die Plattform zusammen mit dem ungewöhnlich kastigen Design viel Stauraum, was vor allem im Last Mile-Lieferverkehr einen Vorteil darstellt.

In diesem Anwendungsbereich hat Canoo ein weiteres Ass im Ärmel: Dank der „Steer by Wire“-Technologie kann auf eine mechanische Verbindung zwischen dem Lenkrad und den Rädern verzichtet werden. Dies schafft zusätzlichen Platz im Innenraum, während sie im Stadtverkehr für eine konkurrenzlose Wendigkeit und Agilität sorgen soll.

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Canoo hat nicht nur die Erstkunden im Blick

Das technische Grundgerüst erlaubt sowohl Front-, Heck- als auch einen Allradantrieb. Letzterer besteht aus je einem Motor an jeder Achse, was bei der Topversion in einer Systemleistung von etwa 500 PS resultieren soll. Der Strom in der 80 kWh großen Lithium-Ionen-Batterie soll bei allen Modellen für rund 400 Kilometer Reichweite reichen. Da nahezu alle technischen Komponenten und die gesamte Software inhouse entwickelt wurden, können die Fahrzeuge per Over-the-Air-Updates jahrelang auf dem neusten Stand gehalten werden.

Dies passt gut zur Firmenphilosophie, die sich grundlegend von denen etablierter Hersteller unterscheiden soll: „Wir haben nicht nur die Garantiedauer, sondern die gesamte Lebensdauer des Fahrzeugs und somit auch den Zweit-, Dritt- oder Viertbesitzer im Fokus“, sagt Christian Treiber. Auf lange Sicht soll gemeinsam mit Partnern eine Service-Infrastruktur errichtet werden. Auch mobile Werkstatt-Teams, die zum Kunden kommen, sind auf lange Sicht eine Option.

Alle Dienstleistungen und Angebote sollen in einer Canon-App gebündelt werden, die auch von Gebrauchtwagenkäufern genutzt werden könnte. Manche Funktionen sollen für die Kunden kostenlos sein. Sie soll so dabei helfen, die Kosten und anstehenden Reparaturen des Autos im Auge zu behalten.

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